Früher ein Polizeibus – heute ein Dachzelt-Domizil
Was Michael Kutien hier geschaffen, gebastelt und konstruiert hat ist abgefahren: DÜDO – weil in Düsseldorf gebaut – heißt sein Mercedes L608D. In seinem ersten Bus-Leben war DÜDO als Befehlskraftwagen der Berliner Polizei unterwegs. Inzwischen hat Michael ihm ein zweites Leben als Dachzelt-Camper eingehaucht – und es fehlt ihm an nichts.
Vier Jungs: Immer unterwegs
So oft es geht ist Michael (42) mit seinen drei Söhnen Nicolas (17), Felix (15) Neo (9) auf Achse. Nahezu jedes Wochenende sind sie quer durch Deutschland auf Treffen und Festivals unterwegs oder cruisen in den Ferien durch Europa.
Da kommen schon einige Kilometer zusammen. Mittlerweile hat Michael den orignalen Polizeibusmotor von 33.000 km auf 51.000 km hochgeschraubt: Schlappe 18.000 Kilometer – und das allein in diesem Jahr 2018.
Die Verwandlung: Vom Polizeibus zum coolen Camper
Im Februar diesen Jahres hat Michael begonnen, den Polizeibus umzubauen und von Grund auf zu erneuern. An nur drei Wochenenden stand der grobe Innenausbau. Im Laufe des Jahres kümmerte er sich noch um die Heizung und einiges “Kleingeraffel und -gefummel”. Nur 100 Stunden später war DÜDO komplett einsatzbereit.
Beim Innenausbau versuchte Michael den Polizeibus mit möglichst wenig High-Tech zeitgemäß zu gestalten, um die Oltimerzulassung zu erhalten und ein H-Kennzeichen zu bekommen. Der gesamte Ausbau ist komplett rückbaubar.
Ein riesiger Vorteil des Polieibusses ist seine enorme Zuladung. Mit komplettem Innenausbau wiegt der Bus 4 Tonnen. Zulässiges Gesamtgewicht: 6,5 Tonnen. “Da bleibt genügend Luft für 2 Kubikmeter Bier und einen Haufen Brennholz.”
Der Innenraum: Fläche, Luft & Aussicht
Früher fuhr der Berliner Polizeibus in drei Räume aufgeteilt durch die Gegend. Die Raumtrenner hatten nur Schiebefenster. Um den Bus wirklich nutzbar zu machen, flogen als erstes die Trennwände raus. Das verleiht dem Polizeibus heute mit seinen vielen Fenstern ein offenes und luftiges Raumgefühl.
Im Polizeibus ist von der Küche über Aufenthaltsraum, bis hin zum Schlafzimmer wirklich alles vorhanden. Auf seinen 7,30 m bietet der Polizeibus unzählige Lager- und Staumöglichkeiten in den diversen Schubladen und Schränken.
Auf dem Boden liegt ein cooler Rasenteppich, den Michael mit einer zusätzlichen Alu-Dämmplatte direkt auf den standardmäßig verbauten Holzboden mit Lenoliumverkleidung verlegt hat. Die Wände hat er original belassen, nur nach Herzenslust beklebt und tapeziert.
Die Innenraumhöhe liegt bei 1,82 Meter. Der Polizeibus hat immer noch 8 zugelassene Sitzplätze – also mehr als genug Platz für die ganze Familie und eventuellen Besuch.
Das Bett: Wer kann schläft quer
Das Bett im Heck ist quer eingebaut, misst stattliche 140 x 190 cm und gönnt einem bei schöner Sicht einen wunderbaren Blick.
Unter dem Bett lagert Michael Tische, Stühle und Holz. An diesen Stauraum kommt man sowohl von innen als auch von hinten über die Hecktür dran.
Energieversorgung: Möglichst autark
Um autark stehen zu können, hat Michael eine 200 W Solaranlage und eine 280 Ah Bleibatterie installiert. Das Besondere: Die Solarpanels sind klappbar über drei Träger und Schnellspanner an der einen Seite der Dachterrassenreling montiert. So kann Michael sie je nach Standrichtung des Fahrzeuges mit ein paar Handgriffen zur Sonne ausrichten.
Küche & Kochen: Alles was Mann braucht
Die Küche hat die Standardmaße einer Einbauküche und ist komplett selbst gebaut. Alle Einzelteile (Arbeitsplatte, Lamellentüren) sind Standardmaterialien, die sich Michael im Baumarkt besorgt hat.
Das ist der klare Vorteil wenn man einen Polizeibus mit 6,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ausbaut: Auf das Gewicht musste Michael beim Einbau nicht achten.
Gekocht wird im DÜDO mit Strom oder Gas. Dafür hat er in die Arbeitsfläche ein 2-Platten-Ceranfeld eingelassen. Alternativ dient ein mobiler Gaskocher als zusätzliche Kochstelle. Der wird über eine 11 kg Gasflasche betrieben.
Aber, sagt Michael “Am liebsten zünde ich mir ein Stück Holz an” und grillt in seiner Outdoorküche überm Grill oder Lagerfeuer.
Heizung: Doppelt hält besser!
Neben der originalen Warmwasserstandheizung gibt es seit Neustem auch noch eine Planar 44D Luftstandheizung, “um den Aufheizprozess zu beschleunigen und die Ohren zu schonen.” Denn die originale Heizung funktioniert über den Kühlkreislauf des Fahrzeuges. Um die 37 Liter Kühlwasser aufzuwärmen braucht DÜDO geschlagene 1,5 Stunden bei sehr hohem Stromverbrauch – viel zu lang, wenn man flexibel und schnell einheizen möchte.
Mit der 4kW Luftstandheizung geht das ganze wesentlich effizienter. Außerdem kann Michael mit einem passenden Schlauch auch in das Dachzelt oben heizen. So bleibt es auch bei kalten Temperaturen auf der oberen Etage kuschelig warm.
Dachzelt: Über 30 aber noch in Schuss
Das Beduin Dachzelt hatte schon einige Vorbesitzer und hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Ganz genau weiß Michael es nicht, aber er vermutet, dass es aus den Anfängen der 80er stammt.
Trotz des Alters funktioniert es noch tadellos. Auf zwei Quertraversen mit Thule 952 Füßen montiert, thront es inzwischen auf 3,10 Meter Höhe über der Fahrerkabine vor der Dachterrasse. Das Dachzelt ist meist Michaels Kindern vorbehalten. So haben auch sie ihren eigenen Rückzugsort.
Die Dachterrasse ist übrigens auch komplett original. Über die fest montierten Stufen kommt man aufs Dach und kann dort oben auf 3 x 1,65 Meter entspannt chillen oder ein Sonnenbad genießen.
Hängesitz: Einfach abhängen
Apropos chillen – Michael hat sich noch etwas Besonderes einfallen lassen: An einem ausfahrbaren Galgen hat er einen Hängesitz montiert.
Michael erzählt: “Der Hängesitz hat auch schon mal einen Kumpel von mir mit 160 kg getragen. Gibt es etwas Schöneres, als mit einem Bierchen in der Hand einfach mal abzuhängen?”
Wasser und Sanitär
Auf dem Dach transportiert der DÜDO nicht nur die Dachterrasse, die Solaranlage und das Dachzelt, sondern auch 4 x 70 l Wasserkanister. Ein einfacher Schlauch und die Schwerkraft sorgen für die Wasserentnahme. Mit einer handelsüblichen Gartenschlauch-Kupplung schließt Michael daran einen Gardena Gartendusche an und hat im Handumdrehen eine Außendusche.
Als mobiles Klo dient der Familie zur Zeit noch ein Porta Potti. Aber in Michaels Kopf schwirren schon wieder neue Pläne.
Nasszellenanhänger
Warum nicht das Klo und die Dusche auslagern und hinter sich her ziehen? Michaels neueste Idee: Einen Anhänger als mobile, fahrbare Nasszelle umzubauen. “Den Anhänger habe ich noch und der steht sowieso nur dumm rum”. Michaels Plan: “Ich baue mir da über den Winter einen 2 x 3 Meter Container drauf. So habe ich Dusche, Toilette und eventuell sogar eine Sauna immer mit dabei!”
Wir sind gespannt wie sich das Projekt Polizeibus weiterentwickelt!
Technische Details zum Polizeibus
Hersteller: Mercedes Typ: L608D Motor: 3758ccm Leistung: 63 KW | 86 PS Höchstgeschwindigkeit: 100 Km/h 11,8 und 12,5 l/100km Länge: 7,30m Erstzulassung: 1981 Leergewicht: 4 Tonnen (mit Ausbau und vollgetankt) Zulässiges Gesamtgewicht: 6,5 TonnenLust auf Selbstausbau?
Wer sich auch für einen Polizeibus interessiert, kann sich mal auf Zollauktionen oder der VEBEG umsehen. Dort werden immer wieder alte ausgediente Dienstfahrzeuge der Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr an den Mann oder die Frau gebracht.📸 Michael Kutien
🚙 Polizeibus aka Mercedes L608D
⛺Beduin
📍Deutschland
RESSOURCEN
Webseite: Kutien.de
Facebook: Michael Kutien
Instagram: er_de_benz
DankE
Danke an Markus Kramer für das Ausgraben dieses Schmuckstückes und die Vorarbeit für diesen Artikel.
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One Comment
Lina
Moin Moin, ich bin ganz begeistert von eurem Ausbau und brauche unbedingt so einen Hängesitz an meinem Camper. Magst du mir sageb welche Materialien du für die Konstruktion benutzt hast? Danke und lieben Gruß